In Kalabrien liebt man Bratkartoffeln als Beilage, besonders die patate ‘mpacchiuse, was wörtlich übersetzt „klebende Kartoffeln“ heißt. Das Besondere daran ist die Zubereitung: etwas zwischen Schmoren und Frittieren. Dadurch sind diese Bratkartoffeln innen weich und außen knusprig und kleben am Ende unzertrennlich aufeinander.
Hungerspeise und Alleskönner
Die Ursprünge der Kartoffel liegen in Mittelamerika, wo sie seit Jahrtausenden von den Azteken und Inkas angebaut wurde. Karmeliter brachten die importierte Knolle dann von Spanien nach Italien. In alten Skripten ist zu lesen, man solle sie in Scheiben essen „wie Trüffel und Pilze, gebraten und paniert oder in der Pfanne mit Agresto“, einer Art mildem Essig, gebraten. Dennoch hatte die Kartoffel lange einen schlechten Ruf, da viele das giftige Kraut oder die unverdaulichen rohen Knollen aßen. Auch in alten Kochbüchern hat die Kartoffel nur einen marginalen Auftritt. Allein in Regionen, wo die Karmeliter präsent waren, fand die Knolle breite Verwendung – und sie bewahrte das Volk vor mancher Hungersnot. Kalabrien ist dafür ein gutes Beispiel. Kartoffelgerichte sind hier seit dem 17. Jahrhundert verbreitet.
Mit Salsiccia, Pilzen, Zwiebeln oder Paprika
Die klebenden Bratkartoffeln sind eines dieser einfachen und traditionellen Rezepte. Sie passen zu Fisch oder Fleisch und werden zudem gern als primo piatto mit einer Käse-Prosciutto-Platte serviert. Je nach Jahreszeit wird das Gericht mit saisonalen Zutaten verfeinert. So ergänzt man das Basisrezept mit dünn geschnittenen roten Zwiebeln (Tropea) oder Paprika, mit frischen Pilzen sowie mit Salsiccia oder mit Speck bzw. Guanciale. Das Originalrezept aus Kalabrien sieht die Verwendung von Sila-Kartoffeln vor, einer regionalen Sorte mit hohem Stärkeanteil und festem Fleisch. So behalten die Scheiben beim Braten ihre Konsistenz. Sie können alternativ eine festfleischige mehlige Sorte oder vorwiegend festkochende Kartoffeln verwenden.
📖 Recipe
Klebende Bratkartoffeln
Kochutensilien
- 1 Pfanne
Zutaten
- 4 große Kartoffeln
- 30 ml Olivenöl
- 1 Knoblauchzehe
- 1 Chilischote
- 1 Prise Salz
Zubereitung
- Die Kartoffeln waschen, schälen und in nicht zu dünne Scheiben schneiden. In einer großen, beschichteten Pfanne das Öl erhitzen und die Knoblauchzehe anbraten, bis das Öl duftet.
- Knoblauch entfernen. Die Kartoffeln in die Pfanne geben, salzen und nach Belieben mit der zerkleinerten Chilischote würzen. Kartoffeln vorsichtig umrühren, gleichmäßig verteilen und die Pfanne mit einem Deckel abdecken. 10 Minuten in Ruhe bei mäßiger Hitze schmoren lassen. Weder die Pfanne noch die Kartoffeln sollen bewegt werden.
- Nun den Deckel abnehmen und die Kartoffeln für weitere 15 Minuten bei mittlerer Hitze braten, ohne zu rühren. Dabei könnten die Kartoffelscheiben brechen. Aber Sie dürfen die Pfanne bei Bedarf schwenken. Die Kartoffeln sind fertig, wenn sie knusprig sind und eine auf der anderen klebt. Heiß servieren.
Notizen
Nährwerte
Kartoffelvariationen
Es gibt viele Variationen von Kartoffelgerichten - sogar Pasta kann man mit Kartoffeln zubereiten - , so dass man sie das ganze Jahr über servieren kann, ohne dass es dabei langweilig wird! Welche ist dein Lieblingsgericht?
Buon appetito!
Markus meint
Werden die Scheiben irgendwann gewendet oder die ganzen ca. 25 Minuten nur auf einer Seite angebraten?
Ale meint
Hallo Markus, traditionell werden die Kartoffeln ab und zu geschwenkt, aber niemals gerührt. Dadurch werden sie teils knusprig und teils kleben sie aneinander. Durch das Schwenken brechen sie nicht, sondern bleiben ganz. Liebe Grüße, Alessandra