Wer gern mal einen extravaganten Kuchen anbietet, probiert es mit diesem Meisterwerk aus der Lombardei und Emilia Romagna: ein Boden aus Mürbteig, innen aromatisch-süße Mandeln und oben krosse Tagliolini. Wer den Bäcker inspiriert hat? Natürlich eine schöne Frau und deren lockige Haarpracht.
Der kreative Koch
Die Rede ist von Isabella d´Este, einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der italienischen Renaissance. Aber die torta di tagliatelle war nicht der erste Kuchen, den Cristoforo di Messisbugo seiner Herrin in Mantua widmete. Schon die torta delle rose, ein süßes „Rosenbouquet“ mit viel Zimt und frischer Butter war eine Hommage an Isabellas Schönheit. Messisbugo gilt als einer der innovativsten Köche seiner Zeit, auf den viele Küchentraditionen in Italien zurückgehen. Raten Sie mal, wer als erstes Parmesan über die Pasta rieb?
… und noch ein Löffelchen Zucker - der Pasta Kuchen
Starke Geschmäcker prägten die Zeit. Zimt aus Indien, Rosenwasser aus dem Orient oder Zucker aus der neuen Welt – das neue Statussymbol auf den Tafeln der Reichen. Herzhafte Speisen wurden süß interpretiert, um die verwöhnten Gaumen zu verblüffen. Ein Beispiel sind die Kürbisravioli nach Mantua-Art. Auch Cristoforo di Messisbugo experimentierte und zuckerte gern. Je wichtiger der Tischgast, desto mehr Zucker. So entstanden etwa makkaroni alla romanesca: mit Käse, Butter, Semmelbröseln sowie Zucker, Zimt und Rosenwasser. Da war der Weg zum Pasta Kuchen mit Tagliatelle nicht mehr weit.
📖 Recipe
Torta di tagliatelle
Zutaten
Für den Mürbteig:
- 250 g Mehl
- 90 g Zucker
- 140 g Butter, kalt
- 1 Ei
- 1 Zitrone, unbehandelt, Abrieb
- 1 Prise Salz
Für die Nudeln:
- 100 g Mehl
- 1 Ei
Für die Füllung:
- 300 g Mandeln, grob gehackt
- 300 g Zucker
- 150 g Butter
- 1 EL Mandellikör, oder Anislikör wie Sassolino
außerdem etwas:
- Marillenmarmelade
- Butterflocken
- Mandellikör
- Staubzucker
Zubereitung
- Für den Mürbteig alle Zutaten rasch verkneten. Ein Bündel formen, in Frischhaltefolie einwickeln und im Kühlschrank mindestens 45 Minuten oder mehrere Stunden rasten lassen. Alternativ den Teig 15 Minuten in den Gefrierschrank geben.
- Für die Nudeln Mehl und Ei so lange kneten, bis der Teig glatt ist (ca. 10-15 Minuten). Ein Bündel formen, ebenfalls in Folie wickeln und im Kühlschrank 30 Minuten ruhen lassen. Den Teig dann mit Hilfe einer Nudelmaschine in Bahnen ausrollen und sehr schmale Bandnudeln (Tagliolini) schneiden. Klassische Tagliatelle wären zu breit.
- Für die Füllung alle Zutaten mit der Küchenmaschine vermischen, bis sich die Butter gut aufgelöst hat. Bis zur Verwendung kühl stellen.
Zusammenstellung
- Mürbteig ca. 5 mm dick ausrollen. Eine Springform mit 18 cm Ø mit Backpapier auslegen und mit dem Mürbteig Boden und Ränder auslegen. Mit einer Gabel den Boden mehrfach einstechen. 30 Minuten in den Kühlschrank geben. Backofen auf 180° C vorheizen.
- Kuchenform aus dem Kühlschrank nehmen, den Boden mit einer dünnen Schicht Marmelade bestreichen. Nun folgt eine Schicht Mandelfüllung, dann eine Lage Nudeln. Noch einmal Mandelmasse darauf verteilen und mit Tagliolini abschließen. Mit Butterflocken und reichlich Staubzucker bestreuen. Variante: In alten Rezeptbüchern aus dem 19. Jahrhundert wurde stattdessen Zucker mit einem Ei geschlagen, bis die Masse cremig war, dann auf dem Kuchen verteilt.
- Im vorgeheizten Backofen ca. 30 Minuten bei 170-180° C backen. Aus dem Ofen nehmen und den Kuchen noch warm mit 3-4 EL Likör beträufeln. Auskühlen lassen, mit Staubzucker bestreut servieren. Der Kuchen intensiviert seinen Geschmack noch, wenn er etwas durchgezogen hat.
Notizen
Bei der Mohnversion ersetzen Sie die Butter der Füllung durch 10-12 EL Milch und den Mandellikör durch Grappa. Dank der geringen Menge an Milchzucker in der Butter ist es auch für Menschen mit Laktoseintoleranz gut geeignet.
Nährwerte
Dieser außergewöhnliche Kuchen vereint die Aromen der Lombardei und Emilia Romagna zu einem echten Kunstwerk. Die Kombination aus einem zarten Mürbteigboden, süß-aromatischen Mandeln im Inneren und knusprigen Tagliolini obendrauf ist nicht nur geschmacklich ein Highlight, sondern auch eine wahre Augenweide. Die Inspiration aus der Legende einer Frau mit prachtvollen Locken verleiht dem Ganzen eine besondere Note und macht diesen Kuchen zu etwas Einzigartigem.
Hast du schon einmal etwas Vergleichbares probiert oder überlegst, dieses italienische Meisterwerk selbst zu backen? Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen! Hinterlasse gern ein Feedback oder einen Kommentar und lass mich wissen, wie dir dieser besondere Kuchen gelungen ist. Danke fürs Mitmachen und buon appetito!
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