In vielen Kochbüchern begegnet uns Erbsenreis als eher trockene Beilage. Mit dem Original aus Venetien hat das wenig zu tun, denn risi e bisi ist eigentlich ein vollwertiger Gang. Zubereitet wird er wie ein Risotto, nur noch cremiger.
Springe zum RezeptFeine Erbsen für den Dogen …
Pro Reiskorn eine Erbse, so lautet eine alte Regel für risi e bisi. Ganz wörtlich hat das bestimmt nie jemand genommen. Allerdings zeigt die Legende, dass die Venezianer bereits im Mittelalter Erbsen anbauten. Berühmt war eine aus Lumignano stammende Sorte, weil sie als besonders süß und zart galt. Auch die Benediktiner in Venedig zogen sie in ihrem Kloster. Als wieder einmal der Schutzpatron der Stadt, der Heilige Markus, gefeiert wurde, bereiteten die Mönche das Festessen für den Dogen zu: darunter eine minestra (Suppe) aus Erbsen und Reis, dem edlen Korn und dem edlen Gemüse.
Erbsen für das Volk
Der Name risi e bisi leitet sich einerseits von den vielen Reiskörnern ab: Risi ist die Mehrzahl vom italienischen Wort für Reis. Bisi heißen die Erbsen im lokalen Dialekt. Während der Adel in der fruchtbaren Poebene Landwirtschaft betreiben ließ oder einkaufte, stellte Venedig seinen Bauern in der Lagune isole-orto (Garteninseln) zur Verfügung. Feldfrüchte und Obst von diesen Inseln und Fisch aus nahen Fanggründen waren für den Stadtmarkt bestimmt und zu erschwinglichen Preisen zu kaufen. Das Volk von Venedig sollte keinen Hunger leiden. Schließlich hatte die Serenissima (von lateinisch serenus für „heiter“) einen Ruf zu verlieren.
Nichts verschwenden!
In den Archiven der Benediktiner finden sich noch Schriftstücke zur Zubereitung von risi e bisi. Damals wurde in der Küche nichts verschwendet. So fanden auch die Schoten der Erbsen ihren Weg in die minestra, die dem Dogen so gut schmeckte, dass er sie jedes Jahr wieder verlangte. Die gekochten, pürierten Schoten machen das Gericht sogar noch cremiger als ein herkömmliches Risotto. Zudem verleihen die Schoten mehr Süße und einen Hauch zartes Frühlingsgrün.
📖 Recipe
Risi e bisi
Zutaten
- 300 g Erbsen, jung, in Schoten
- 1 Zwiebel
- 60 g Butter
- 1 l Gemüsebrühe
- 300 g Risottoreis
- 4 EL Parmesankäse, gerieben
- Salz
- Pfeffer
- Petersilie
Zubereitung
- Die Erbsen aus den Schoten pulen. Mit einem Messer die groben Fäden und Hautteile von den Schoten abziehen. Schoten in kochendem Wasser ein paar Minuten weichkochen, anschließend mit einer Flotten Lotte passieren, leicht mit Salz abschmecken und beiseite stellen.
- Die klare Suppe aufwärmen. Die Zwiebel fein hacken und in 30 g Butter weichdünsten. Die Erbsen sowie einen Schöpfer Suppe hinzufügen und wenige Minuten schwach köcheln lassen. Sobald die Flüssigkeit eingekocht ist, den Reis dazugeben und leicht rösten, mit einem Schöpfer Suppe aufgießen. Nun das Erbsenrisotto fertigkochen, indem die heiße Suppe kellenweise nachgegossen wird. Immer wieder umrühren. Der Reis sollte noch bissfest sein. Je nach Reissorte dauert dies 12-18 Minuten.
- Mit Salz abschmecken. Risi e bisi vom Herd nehmen. Die restliche Butter, den Parmesan und das Schotenpüree gut einrühren. Mit frisch gemahlenem Pfeffer und gehackter Petersilie warm servieren.
Notizen
Meine Großmutter ergänzte ihr risi e bisi mit einem Stückchen Speck, das sie in feine Scheiben schnitt: den Speck nach den Zwiebeln in den Topf geben und kurz mitschmoren. Weiter geht’s wie oben beschrieben.
Nährwerte
Buon appetito!
Jochen Titus meint
Sehr lecker, danke schön!
Eine Kleinigkeit hat mich gewundert: Per Rezept werden die Erbsen zum fast noch rohen Reis gegeben. Die werden daher recht lange gekocht, länger als das Schotenpüree. Ist das so gedacht? Sollten die Erbsen nicht erst später zugegeben werden?
Fritz meint
Sehr gut. Ich bin durch Zufall darauf gestoßen, bei uns Zuhause gab es immer ein eher grausliches Risotto. Dann habe ich einmal in einem Donna Leon-Krimi gelesen, daß die Frau des Comissario ein Risi e Bisi kocht... Frische Erbsen, wenn vorhanden sind natürlich am besten, ich finde Tiefkühlware ist geschmacklos und verwende Dosenerbsen, die gibts auch in guter Qualität und der Erbsengeschmack bleibt erhalten, aber keine kleinen Zarten nehmen, die sind nicht geeignet. Ich warte schon auf die ersten Erbsen, ein guter Risottoreis ist eingelagert.